<p class="ql-block">《Balzac Und Die Kleine Chinesische Schneiderin》 ist ein Roman von Dai Sijie, dem chinesischen Schriftsteller in Frankreich. In den 1970er Jahren haben zwei junge Menschen aus Beijing von den gebildeten Jugendlichen, die in ländliche Gebiete versetzt wurden, in den Bergen von Sichuan zufällig ausländische Literaturen gefunden. In einer Schneiderei im Dorf haben sie die bildhübsche Tochter des alten Schneiders getroffen. Die zwei Jungen aus der Stadt sind von ihrer Schönheit angezogen und haben die Bücher der kleinen Schneiderin vorgelesen. Das Vorlesen der ausländischen Literatur hat ihren Horizont erweitert. Zeitlang später hat sich die kleine Schneiderin entschieden, in die Stadt zu gehen. Sie hat ihre langen Haare abgeschnitten und will das Dorf verlassen. Die beiden jungen Menschen haben versucht, sie zu überreden aber ohne Erfolg. Sie haben die ausländischen Literaturen ins Feuer geworfen und machen sich auf ihren eignen Weg. Jahre später sind die Berge von dem Drei Schluchten - Staudamm überflutet. Die Erinnerung an die Vergangenheit ist auch damit verschwunden. Simone und ich haben in Sichuan auch eine kleine Schneiderin kennen gelernt. Sie ist nicht mehr jung und kleiwüchsig. Sie liest keine ausländische Literatur, sie ernährt die Familie und finaziert den Mittelschulbesuch ihrer Tochter. In dem Roman ist die kleine chinesische Schneiderin auch sechzehn Jahre alt wie die Tochter unserer Schneiderin. Sie lebt in der Präfektur Pengzhou, verwaltet von der Stadt Chengdu, und geht ab und zu in die Stadt nur wegen des Geschäfts. Als wir zu ihr geführt sind, beschäftigt sie sich in ihrer kleinen Schneiderei, die sich in einem alten Wohnviertel befindet. Viele Fenster in den Gebäuden sind wie überall in China vergittert. Zwei junge Frauen stehen vor der Schneiderei und schauen zu. Die Schneiderin begrüßt uns bescheiden und arbeitet an der Nähmaschine weiter.</p> <p class="ql-block">"Wang Bo, ich warte auf euch am Pengzhou Bahnhof. Die grauhaarige bin ich. Sehr auffällig." Zhang hat mich angerufen. Sie ist Bestie von meiner Kollegin Ling in Chengdu. Ling ist auf einer langen Reise und kann Simone und mich nicht begleiten. Deshalb hat sie ihre beste Freundin Zhang beauftragt, unser Interview in Pengzhou zu organisieren. Dank der Verbindung vom Hochgeschwindigkeitszug ist die Welt kleiner geworden. Die Zugfahrt dauert zwischen Chengdu und Pengzhou nur zweiundzwanzig Minuten. Aber wir sind früh zu früh am Bahnhof angekommen. Der Bahnhof nach Pengzhou liegt außerhalb von Chengdu. Es hat dort keine Spur mehr von einer Metropole wie in Chengdu. Simone und ich schlendern durch die schmalen Gassen. Vor einer Schneiderei steht die Preistafel: Fünf Yuan für Kürzen einer Hose. "Ich hätte meine Hose mitnehmen sollen. Es ist viel günstiger als in Chengdu." Simone macht Fotos und bedauert. "Wieviel kostet die Miete von einem so kleinen Geschäft? Das möchte ich wissen. Guck mal, Bo, die Wohnungen sind so schön, viele Familien züchten Blumen auf dem Balkon, aber die Fenstervergiterungen sind so häßlich, wie im Gefängnis." Ursprünglich diente die Fenstervergiterung als Schutz vor dem Diebstahl. Aber jetzt dient es zur Vergrößerung der Wohnräumlichkeit. "Die Einwohner drinnen meinen vielleicht anders. Wir können die Vermutung nicht feststellen. Jeder hat seinen Hafen, jeder hat sein Schiff. Die Miete darf nicht hoch sein. Ich kann garantieren. An der Ecke sind fünf mal Schneiderein. All die Verarbeitung ist so günstig. Ich schätze, die Miete kostet ein paar hundert Yuan den Monat. Aber sie wollen sicherlich es nicht an uns Fremden verraten. Der Stand da kostet auf jeden Fall keine Miete." Vor dem Bahnhof ist ein kleiner Platz. Am Straßenrand sitzt ein junger Mann um die dreißiger. Vor ihm liegt ein Tuch auf dem Boden. Auf dem Tuch sind die fertigen Armstreifen aus Jasminblüten, weiß und duftend. Die Fußgänger eilen vorbei und keiner wirft einen Blick auf ihn. Mein Blick wirft wie starker Scheinwerfer in der Nacht ringsum. Hinter dem Gitter sitzt ein Mädchen und fertigt geschickt die Jasminblütenbänder. Sie hebt ihr Gesicht und sucht nach dem Blick des jungen Burschen. Also sie gehören zusammen. Wieviel sollte die Miete einer einfachen und kleinen Schneiderei kosten? Die Frage liegt mir am Herzen.</p> <p class="ql-block">Wer hat gerechnet, daß die Antwort darauf so gut wie organisiert gekommen ist. Zhang ist die einzige Dame, die am Ausgang des Pengzhou Bahnhofes auf uns zu winkt. Simone und ich sind defensiv auffällig. Zhang hat graue Haare, sie sitzt am Steuer in ihrem Auto und lächelt. Sie hat gerade ihre Zigarette im Mond gelöscht. Wir benehmen uns gegenüber einander wie alte Freunde. "Heute Nachmittag könnt ihr drei Leute interviewen, die Schneiderin, die Chefin einer Reklamenfirma sowie mich. Aber die Schneiderin ist körperlich behindert und sehr introvertiert, also hat eventuell leichte Sozialphobie. Aber sie ist sehr nett und auch total selbständig. Mit Ling zusammen sind wir alle vier gute Freundinnen, wie gesagt wir sind Besties. Ling ist abwesend, ich bin für heute vollmächtig." Minuten später stehen wir schon vor der Schneiderin. Es ist um vierzehn Uhr, schwül. In der Schneiderei sind vier Nähmaschinen vorhanden, die eine davon ist Überlockmaschine. Die Schneiderin ist bucklig. Sie steht auf einer Stufe und näht ein Kleid. Auf den Wänden hängen die verschiedenen Stoffe und auch fertige Kleider. Fast alle sind für die Damen. "Setzen Sie sich hin!" Sie kommt von der Stufe runter und bringt einen Hocker zu uns. "Mach keine Umstände, sie sind Freunde von Ling und mir. Die Ausländerin möchte bei dir ein Kleid machen lassen. Hast du Zeit?" Zhang hat mit dem Gespräch die Peinlichkeit locker gemacht. "Wenn du jetzt keine Zeit hast, ist es auch kein Problem. Die Ausländrin hält sich in Chengdu noch ein paar Tage auf. Wo liegt der Sack mit den Stoffen? Wir suchen zuerst einen Stoff aus."</p> <p class="ql-block">"Wie hoch ist die Miete hier?" Wir wollen die Schneiderin nicht viel stören bei ihrer Beschäftigung. Simone und Zhang wühlen im Sack die Stoffe durch. Ich schleiche zur Schneiderin und fragt sie anscheinend gleichgültig. Aber diese Frage hat uns schon lange begleitet. "Wohnst du auch in diesem Wohnviertel? Die Geschäfte befinden sich normalerweise auf der Straße. Doch deine Schneiderei liegt fast unbemerkt von der Welt. Ich schätze, deine Kunden sind meistens von den Bewohnern hier und auch noch von den Freunden und Bekannten." Bevor die Schneiderin mir die Antworten gibt, drehe ich mich um zu zwei junge Frauen: "Guten Tag, schöne Mädchen. Müsst ihr zu der Zeit nicht arbeiten gehen?" Die beiden Mädchen haben gelacht und antworten, sie sind beiden Lehrerinnen von einem Sprchkurs und geben erst am Abend den Unterricht. Sie wohnen in dem nächsten Wohnviertel und machen oft bei der Schneiderin Kleidung. "Die Miete ist nicht hoch. Pro Monat kostet nur vier hundert Yuan. Ich habe eine Wohnung in diesem Viertel für mich und die Tochter gemietet. Die kostet sechs hundert Yuan. Für den Strom und das Wasser gebe ich eintausend und einhundert Yuan aus. Mein Wunschverdienst den Monat wäre zwei tausend Yuan. Von der Regierung bekomme ich außerdem noch eintausend und vierhundert Yuan als Sozialhilfe. Ich bin schon zufrieden." Mit dem Wort hebt sie ihr Gesicht. Ich habe tatsächlich Lächeln auf ihrem Gesicht. "Ich bin einundfünzig Jahre alt und meine Tochter besucht mit sechzehn Jahren die Mittelschule. Nach dem Besuch der niedrigen Stufe der Mittelschule habe ich ein Jahr Lehrling beim Meister gemacht. Die erste Etappe ist Einarbeitung der Knoplöcher. Generell dauert die Lehrlingsperiode drei Jahre. Ich habe aber ein Jahr schon abgeschlossen. Bevor ich meine Tochter hatte, fuhr ich oft nach Chengdu, um dort die Stoffe zu kaufen. Dann konnte ich sowohl vom Stoff als auch von dem Schneiden Geld verdienen. Aber jetzt muss ich auf meine Tochter aufpassen und kann nur vom Schneiden profitieren. 90% der Kunden nehmen selber den Stoff. Sie auch." Sie zeig auf Zhang.</p> <p class="ql-block">Zhang und Simone halten einen weißen Stoff in der Hand. "Ja, das stimmt. Wir haben manchmal online Stoffe gekauft und bringen es hierher zur Schneiderin. Sie kann uns maßschneidern. Der volle Sack ist die Ernte von Ling und mir. Komm, Simone, lass dir von mir Maße nehmen. Wang Bo, kannst du Simone dolmetschen, was ich nun dir sage?" Ling möchte uns Interviewpartner der unterschiedlichen Sozialdchichten organisieren, um mehr Vertrauen bei den Lesern zu gewinnen. Die Schneiderin ist eine gute Gesprächspartnerin, deshalb hat sie uns empfohlenen. Wir haben ihr mehrere sachliche Fragen gestellt und sie hat darauf gut reagiert. "Bo, sag Zhang, der Stoff gefällt mir ausgezeichnet, aber ich muss es bezahlen." Die Frauen können die Taschen, Kleidung und Schmuck nicht ablehnen. Das ist wahr. "Aus diesem Stoff kommt das Kleid für dich. Dafür muss du doch nicht bezahlen. Wir spielen nur ein Stück vor der Schneiderin. Ling hat mir gewarnt, du darfs auf jeden Fall nicht bezahlen. Wir haben viele Stoffe online gekauft und die Schneiderin sollte sie fertigen. Auf diese Art und Weise können wir auch ihr helfen. Nachdem ich bei ihr die Gebühr für das Maßschneidern bezahlt habe, können wir hier verlassen. Das kostet nur hundertsechzig Yuan. Wir suchen nun ein Teehaus und kommt das nächste Interview mit mir."</p> <p class="ql-block">Simone hat mir von Deutschland aus geschrieben, daß das weiße Kleid mit Bluse und Hose sehr chinesisch ist. Im nächsten Jahr wenn sie noch einmal nach China kommt, wird sie sich anziehen. Ich freue mich darauf. Gold macht Buddha, Kleidung macht Menschen. Das wird auch die Schneiderin, Zhang und Ling erfreuen. Für unser Interview haben sie sich große Mühe gegeben. Die Schneiderin verspricht sich, bevor Simone China verlässt, wird das Kleid gefertigt. Das hat sie getan. In der Saison hat sie eine Assistentin angestellt. Ich habe heute zufällig die Hose, die ich online bestellt habe, erhalten. Aber sie ist mir zu lang. Wenn ich die Hose in Beijing kürzen lasse, kostet mir ab fünfzehn Yuan. Sollte ich es in Beijing erledigen oder nehme ich es mit im nächsten Jahr nach Pengzhou?</p>