Preisgünstiger Ersatz

三拜斋主

<p class="ql-block">Ich finde keinen preisgünstigen Ersatz.</p> <p class="ql-block">Mein Kamm ist verschwunden. Ich kann ihn nirgendwo finden. Der Kamm ist in einer blauen Baumwolltüte. In der Tüte sind noch ein Massage-Kamm und ein Massage-Stab vorhanden. Alle drei Sachen in der blauen Tüte sind verschwunden. Nach der Dusche gestern Abend möchte ich mir meine neue Frisur kämmen, aber ich finde den Kamm nicht mehr. Das Hotelzimmer ist mit zwei Einzelbetten ausgestattet ohne Balkon. Das Badezimmer ist leer. Zwei Mal habe ich meinen Koffer entleert. Zwei Mal habe ich in meine Schuhe hinein geschaut. Im Rucksack ist nichts zu sehen. Es kann nicht wahr sein. Der Kamm hat mich mehr als zwanzig Jahre begleitet. Wie viele zwanzig Jahre hat man in dem Leben? Der Kamm ist nun einfach weg, ohne daß er irgendwie eine Spur hinterlässt. Wo kann er sich verstecken? Der Kamm hat mich mehr als zwanzig Jahre lang begleitet. Die Chinesen sagen oft: " Ohne den alten kommt der neue nicht."</p> <p class="ql-block">Komischerweise habe ich gut geschlafen. Vielleicht denke ich im Herzen, daß die Tüte am Kopfkissen da stehen würde. Auf der Reise schlafe ich immer schlecht. Unbequeme Matratze, Lärm von allen Seiten. Die Gardinen schiebe ich zur Seite. Das Zimmer ist ein wenig beleuchtet. Ich muss nicht im Finstern durch das Zimmer tasten. Die blaue Baumwolltüte kommt nicht mehr zurück. Alles ist verloren. Die Tatsache kann man nicht ändern. Ich gebe mir keine Mühe mehr. Eine große Last fällt von mir ab. Die Erleichterung bringt mich in den tiefen Schlaf hinein. Ein Donner hat mich in der Morgendämmerung erweckt. Der Donner dringt hinein von dem Zimmer über mir. Ordentlich angezogen gehe ich hinauf und klopfe an der Tür: "Ist es bei euch der Umzug erfoderlich? Gestern Abend hat es schon sehr spät gedauert. Heute geht es schon so früh wieder los! Muss es sein?" "Nein, wir machen doch keinen Umzug. Wir stehen gerade auf." Hinter der Tür höre ich die weibliche Stimme. Was tut sie in der Früh? Sucht sie auch ihren Kamm? Kann sie wegen Kummer nicht weiter schlafen? Wo kommt in ihrem Zimmer der Donner her? Zum Glück hat die weibliche Stimme die Tür nicht geöffnet. Meine Freundin hat mir gewarnt, ich darf keine andere Frau ansprechen. Ich muss ihr gehorsam sein. Ich habe selbstverständlich oft protestiert. Aber jeder Bauernaufstand von mir ist beendet mit unserer jeweiligen Kapitulation. Sie verspricht mir, einen neuen Kamm zu besorgen. Das ist natürlich eine gute Idee. Wer kann aber die verlorenen zwanzig Jahre zurück kaufen? Ich habe im Laufe der Zeit persönlichen Kontakt mit dem Kamm aufgebaut. Nun finde ihn nicht mehr. Depressiv kehre ich zurück zu meinem Zimmer. Die blaue Tüte taucht nicht auf.</p> <p class="ql-block">Schlafen kann ich nicht mehr weiter. Der Donner von dem Nachbarn donnert immer noch. Ich sitze ratlos auf dem Bett. Das Hotelzimmer hat zwar zwei große Betten aber keinen Stuhl. Der Tag ist hell geworden. Ich habe das Zimmer noch einmal durchgekämmt. Jede Ecke, überall. Keine Spur von meinem Kamm. Auf der Reise lasse ich freudigen Herzens Spuren. Jeder Gegenstand, den man auf der Reise ergattert, bringt mir Glück. Die Erinnerung verknüpft die Vergangenheit und Gegenwart. Die glücklichsten und die unglücklichsten Momente sind meistens unvergesslich. Es war vor zwanzig Jahren. Ich mache eine Reiseführung durch China. In der Altstadt von Chongqing, der größten Stadt auf der Welt, habe ich einen Kammladen besucht. Der Laden "Tischler Tan" ist eine Handelskette. Nach langer Verzögerung habe ich einen Kamm aus Buchholz mit Lotusverzierung genommen. Eigentlich habe ich es vom ersten Blick schon fixiert. Von da an bis jetzt nach Chengdu hat es mir die Gesellschaft geleistet. Ich verwende den edlen Kamm nicht wegen meiner eleganten Frisur, sondern eher wegen der Kopfmassage. Ich bemühe mich, vernünftig und cool zu bleiben. Ich staare das leere Zimmer. "Mach keine Sorgen, " meine Freundin postet auf Wechat, "sag mal, wo hast du deinen Kamm besorgt? Ich kaufe dir einen Ersatz. Du suchst mit Simone gemeinsam in Sichuan das Glück. Ich will nicht, das der Verlust deiner blauen Tüte dich unglücklich macht."</p> <p class="ql-block">"Bo, du siehst besorgt aus. Kannst du wieder nicht gut schlafen?" Simone fragt mich, als wir uns beim Frühstück treffen. "Ich finde meinen Kamm nicht mehr. Das ganze blaue Tütchen ist verschwunden mit Massagekamm und Massagestab. Das macht mich sehr unglücklich." "Ja, Bo, du hast feines Gefühl, du bist wie ich auch empfindlich, habe ich dir oft gesagt. Ich verstehe dich. Wir forschen das Glück. Wir interviewen die Menschen nach ihrem Glück. Wir müssen aber auch uns selbs forschen. Eine Introspektion ist dann wichtig. Zengzi, der Schüler von Konfuzius, hat gemeint: Ich überprüfe mich selbst dreimal am Tag. Bo, kannst du dich an meine Teekanne erinnern? Ich habe es vor zehn Jahren am Kunming Flughafen besorgt. Die Decke ist zum Unglück gebrochen. Ich bin so traurig. Du verlierst deinen Kamm, ich verliere halb meine Teekanne. Wir haben dank der Gegenstände zu einer Erinnerung an die Orte, an die Menschen, an die Reise verknüpft. Die Erinnerung bleibt in unserem Kopf. Der Verlust wird sicherlich dazu führen, daß wir es hoch schätzen, was man besitzt. Alles wird vergehen. Nur die Gegenwart ist ewig. Das Unglück ist definitiv ein Teil des Glücks. Komm, Bo, wir gehen dein Glück suchen. Im Geschäft findest du auf jeden Fall einen neuen Kamm als Ersatz."</p>